Frauen in der IT: Herausforderungen, Chancen und die Rolle von Netzwerken

Ursula Flade-Ruf über die Stärkung von Frauen in der IT, Mentoring und die Notwendigkeit gezielter Förderprogramme für weibliche Fach- und Führungskräfte

Veröffentlicht 17.09.2024

Der zweite Diversity Round Table stand ganz im Zeichen der Frauen des Unternehmens. Unter dem Motto "Women @CENIT - Breaking Gender Barriers" diskutierten die Teilnehmerinnen wichtige Themen wie Female Empowerment in der IT-Branche, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Female Leadership. Die Veranstaltung zielte darauf ab, die Vernetzung unter den Mitarbeiterinnen zu stärken, einen offenen Dialog zu ermöglichen und gemeinsam Herausforderungen sowie Chancen zu identifizieren.

[Translate to German:]

Als besonderer Gast bereicherte Ursula Flade-Ruf, Gründerin der CENIT Tochter mip GmbH, zusammen mit ihrer Tochter den Round Table durch persönliche Einblicke aus ihrem Berufs- und Privatleben. Im Nachgang haben wir die Gelegenheit genutzt, mit Ursula über den Round Table, ihre Wahrnehmung von Frauen in der IT und die Relevanz von Mentoring und Networking zu sprechen.

Du hast an unserem ersten Female Round Table teilgenommen. Wie hast du den Nachmittag erlebt?

Ursula Flade-Ruf: Zunächst einmal fand ich die Atmosphäre sehr angenehm, offen und warmherzig. Es war schön zu sehen, dass alle Anwesenden wirklich etwas bewegen wollten. Besonders gefiel mir die Vielfalt der Altersgruppen und Tätigkeitsfelder. Positiv überrascht hat mich, dass alle unisono sagten, sie fühlten sich bei der CENIT wertgeschätzt. Ich hatte keine konkreten Erwartungen, aber es war schön zu hören, dass die Frauen zufrieden sind.

Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist, war die klassische Rollenverteilung, die auch bei der CENIT sichtbar ist. Viele Frauen arbeiten im HR-Bereich oder im Marketing – typische Rollenverteilungen, die sich auch bei uns in der mip widerspiegeln.

Überrascht hat mich die Befürchtung, dass die Förderung von Frauen Männer diskriminiert. Frauen im Unternehmen zu stärken, bedeutet nicht, dass Männer benachteiligt werden. Es geht darum, Frauen zu fördern, ohne anderen zu schaden.

Im Round Table hast du von deinen Erfahrungen als Gründerin in der IT-Branche berichtet. Wie haben diese deine Sicht auf Female Empowerment geprägt?

Ursula Flade-Ruf: Als ich 1988 gegründet habe, habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, ob das etwas für Frauen ist oder ob es Hindernisse gibt. Während meines Studiums war der Frauenanteil im BWL-Bereich beinahe ausgeglichen und es gab wenig Diskussionen über solche Themen. Im Laufe der Zeit wurde mir jedoch klar, dass Frauen oft mehr leisten müssen, um das gleiche Feedback wie Männer zu bekommen. Man wird anders beurteilt und kritisiert. Das betrifft auch die Kleidung – bei Männern wird das selten thematisiert.

Ich habe versucht, aus diesen Erfahrungen eine Stärke zu machen, indem ich bewusst Kontrapunkte zu männlichen Verhaltensweisen gesetzt habe. Beispielsweise habe ich mich bemüht, sehr präzise zu kommunizieren und Kritik konstruktiv zu äußern.

Ursula Flade-Ruf
Geschäftsführerin

mip GmbH

In Erinnerung bin ich sicherlich auch dadurch geblieben, dass ich zu unterschiedlichen Anlässen auffällige Farben getragen habe.

Meine Erfahrungen haben meinen Führungsstil geprägt. Ich führe vor allem durch Kooperation und Moderation. Das hat bestimmt auch dazu beigetragen, dass sich unser Unternehmen wie eine Familie fühlt.
 

Blicken wir auf die Gegenwart: Gibt es momentan Herausforderungen für Frauen in der IT-Branche, die dir auffallen?

Ursula Flade-Ruf: Die größte Herausforderung sehe ich darin, dass immer weniger Frauen in die IT-Branche wollen. Das bereitet mir Sorgen.

Es fehlt an Nachwuchs und das Interesse an MINT-Fächern ist bei jungen Frauen weiterhin geringer. Das ist schade, denn IT-Berufe sind spannend und bieten viele Herausforderungen.

Ursula Flade-Ruf
Geschäftsführerin

mip GmbH

Grundsätzlich sehe ich in der IT-Branche keine größeren Hindernisse für Frauen. Die gläsernen Decken sind überall gleich und das Männernetzwerk ist auch in der IT undurchlässig. Aber im Vergleich zu traditionelleren Branchen wie Banken oder Versicherungen, denke ich, ist die IT fortschrittlicher.
 

Wir haben beim Round Table über Mentoring und Netzwerken gesprochen. Welche Rolle spielen diese Themen bei der Förderung von Frauen in technischen Berufen?

Ursula Flade-Ruf: Mentoring ist meiner Meinung nach unerlässlich, um Nachwuchskräfte, insbesondere Frauen, auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Frauen stehen oft vor der Herausforderung, sich stärker abzugrenzen, wenn es um schwierige Entscheidungen geht. Mentoring kann dabei helfen, Lösungen zu finden und Feedback zu geben.

Frauennetzwerke sind ebenfalls wichtig, um Erfahrungen zu teilen, sich fachlich auszutauschen und sichtbar zu werden.

Ursula Flade-Ruf
Geschäftsführerin

mip GmbH

Langfristig sollten diese Netzwerke jedoch in das Gesamtnetzwerk integriert werden, denn reine Frauen- oder Männernetzwerke sind auf Dauer nicht hilfreich. Aber im Moment brauchen wir sie, um weiter voranzukommen.

Vielen Dank für die Eindrücke und das aufschlussreiche Gespräch.

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